Leitbild der gewaltfreien Kommunikation (GFK)
Unser Leitbild der gewaltfreien oder achtsamen Kommunikation basiert im Wesentlichen auf zwei Säulen:
- Die innere Haltung
- Der sprachliche Ausdruck
Ich begegne Kindern mit einer großen Neugier auf ihr individuelles Erleben. Im Vordergrund steht nicht, wie sich das Kind verhält oder welche Worte es gebraucht, sondern vor allem welche Gefühle und Bedürfnisse lebendig sind. Darin möchte ich die Kinder einfühlsam, präsent und achtsam begleiten. Auch sogenannte negative Gefühle dürfen sein und werden von mir nicht bewertet oder abgelehnt. Macht wird nicht angewendet. Ich beschränke mich auf eine Form der schützenden Macht, dort wo Grenzen in Gefahr sind oder Konsequenzen für das Kind drohen, die es aus seiner bisherigen Lebenserfahrung nicht überblicken kann. Im Mittelpunkt meiner Haltung steht immer wieder die liebevolle, wertschätzende Verbindung zum Kind und dem, was es braucht. Eine Verbindung, die auch über Konfliktsituationen hinaus bestehen bleibt, denn sie ist an keine Bedingungen geknüpft. Zielsetzung ist es, den Kindern einerseits die Fähigkeit zu vermitteln, einfühlsam mit anderen zu sein und dennoch gut für sich selbst zu sorgen und Grenzen zu setzen.
Im Mittelpunkt meines Konzeptes steht die Beziehung, gestützt auf Zuneigung und Vertrauen- frei nach dem Motto: Von Erziehung zur Einfühlung. Ich spreche von einer Wertschätzung, die losgelöst von Bedingungen ist. Ich löse mich darin von dem Glauben, dass Kinder nur zu tüchtigen Erwachsenen reifen, wenn sie geformt werden.
Im sprachlichen Sinne ist es mir ein besonderes Anliegen, die Kinder bei dem Ausdruck dessen, was sie fühlen und brauchen, zu unterstützen. Dies führt zu innerer Sicherheit und dem Vertrauen, mit dem Außen in Verbindung sein zu können. Untrennbar damit ist auch verbunden, einfühlsam zu schauen, was der andere fühlt und braucht. Danach können gemeinsam Lösungen gefunden werden, die die Bedürfnisse aller Beteiligten erfüllen.
Weitere sprachliche Ziele sind:
- Ein Nein ausdrücken, wenn ich ein Nein fühle
- Das Ja hinter einem Nein anderer wahrzunehmen
- Vereinbarungen finden, die zur Erfüllung von meinem und deinem Bedürfnis führen
- Bedürfnisse hinter Urteilen und Bewertungen hören
Ich glaube daran, dass die Worte, die wir Kindern gegenüber verwenden, die Macht haben zu heilen oder zu verletzen. Sie können trennen oder verbinden, Abhängigkeit fördern oder das Kind stärken.
- Es geht nicht darum, Tatsachen zu verändern, sondern darum wahrzunehmen, was in dem Kind lebendig ist
- Ich verzichte darauf, Gesagtes zu negieren, da es die schmerzlichen Emotionen steigert
- Ich verzichte darauf, von Gefühlen abzulenken
- Gefühle gehören ausgedrückt und angenommen
- Wenn Kinder Vertrauen haben sich zeigen zu dürfen, dann finden sie oft selbst Lösungen und fühlen sich sicher
- Das Bekunden von Wertschätzung ist keine Methode, die zum Erfolg führen soll, sondern hat ihren Wert in sich selbst, sonst ist sie Manipulation
- Der Ausdruck von Schmerz ist Heilung
- Dadurch entsteht eine tiefe Bindung und das Kind begreift seine Gefühle und Bedürfnisse klarer
- Es verliert die Angst vor Gefühlen und gewinnt emotionale Stabilität
- Ich füge keine eigene emotionale Reaktion hinzu
Beispiele für die Anwendung der gewaltfreien Kommunikation in unserem Alltag:
- Wertschätzende Wahrnehmung: Eines unserer Kinder präsentiert voller Stolz sein angefertigtes Bild. Anstatt hier nun einfach Lob zu verteilen, sagen wir dem Kind was genau an seinem Bild gefällt und fragen es was ihm/ihr denn an diesem Bild gefällt. Ziel der wertschätzenden Wahrnehmung ist es, die Selbstwahrnehmung des Kindes zu stärken um diesem zu helfen ein gesundes Selbstbewusstsein wahrzunehmen.
- Gefühle wahrnehmen und diese in Worte fassen: Gemeinsam lernen wir mit den Kindern die Fülle unserer Gefühle kennen. Hierfür nutzen wir unter anderem „Gefühlsmonsterkarten“. Gemeinsam entdecken wir welche Gefühle wir schon bei uns gefühlt haben, wie diese heißen und wie wir diese ausdrücken können. Ziel ist es den Kindern dabei zu helfen ihr Erleben in Worte zu fassen und verschiedene Strategien zu finden wie man zum Beispiel Ärger oder Wut ausdrücken kann.
- GfK in Konflikten: Zwei unserer Kinder A und B sind in ein gemeinsames Spiel vertieft, ein drittes C kommt hinzu und möchte mitspielen. Die beiden ersten Kinder wollen ihr spiel aber alleine zu Ende bringen, woraufhin das andere Kind wütend wird und das Spiel kaputt macht.
- Grade in Konflikte brauchen Kinder keinen Richter, sondern müssen lernen, die eigenen Bedürfnisse und die der anderen Wahrzunehmen. Durch dieses Erkennen, sieht man, welche Gründe die anderen für ihr Handeln haben und erkennt, dass diese Gründe oft nicht in der eigenen Person liegen.
- Lösung: Wir setzen uns zusammen und hören uns die Bedürfnisse der Kinder gemeinsam an:
- C: Ich wollte so gerne mit euch zusammenspielen und dachte ihr mögt mich nicht, da bin ich so wütend geworden, dass ich alles kaputt gemacht habe um euch zu zeigen wie weh mir das tut.
- A und B: Wir spielen gerne mit dir, aber wir wollten erstmal unser Spiel zu ende Spielen, weil wir sonst hätten überlegen müssen, wie du mitspielen kannst.